
Quelle: Wolfsburger Allgemeine Zeitung, 22.04.2025 - von Lars Lohmann.
Wolfsburg. Obdachlosigkeit ist ein Thema, das gesellschaftlich ignoriert wird – auch in Wolfsburg. Monika und Wolfgang Schmidt setzen sich seit über 30 Jahren für die Bewohner ein. Sie besorgen Möbel, Bekleidung, Hygieneartikel und Lebensmittel für die Obdachlosen in der Unterkunft. Unterstützt werden sie auch von der Margarete-Schnellecke-Stiftung. Deren Hilfe erlaubte es, am Ostersamstag 55 Osterpakete an die Bewohner des Obdachlosenheims zu verteilen.
„Sonst würde ich nicht über die Runden kommen“, sagt Siegfried Christmann über diese Unterstützung. Der 79-Jährige lebt inzwischen seit fast zehn Jahren in der Unterkunft an der Borsigstraße. Die Spielsucht habe ihn in die Obdachlosigkeit getrieben. Zwar habe er diese nach einer Therapie in Griff, aber die kleine Rente reiche nicht.
"Die Rente reicht nicht, um über den Monat zu kommen."
579 Euro Rente bekäme er, davon abgezogen seien bereits die Kosten für die Nutzung der Obdachlosenunterkunft. Christmann, der gerade an der Leiste operiert wurde und auf einen Rollator angewiesen ist, erhält am Ostersamstag die erste der 55 Tüten. In ihr befinden sich verschiedene Grundnahrungsmittel, wie Brot oder Wurst. Da Ostern ist, befinden sich zum Beispiel auch bunte Eier in der Tüte. Waren im Wert von rund 42 Euro sind im Paket enthalten, erklärt Monika Schmidt. Darunter auch Dinge, die sich die Bewohner der Obdachlosenunterkunft ansonsten wohl nicht leisten können, wie Kaffee. Damit sie möglichst viel in die Tüten packen können, sind Schmidts viel unterwegs und kaufen Angebote ein. Sie und ihr Mann sind so gut wie immer einmal die Woche vor Ort. Rund 60 der Bewohner der Obdachlosenunterkunft nehmen ihr Unterstützungsangebot regelmäßig an. Andere wiederum nehmen das Angebot nicht an, zum Teil auch aus Scham.
"Die Schmidts sind fast jede Woche vor Ort."
Vor über 30 Jahren, als die Schmidts mit ihrer Arbeit anfingen und sich das Vertrauen der Bewohner erarbeiteten, war es laut Monika Schmidt an der Borsigstraße noch deutlich unruhiger. Heute habe sich die Situation gebessert. Was aus ihrer Sicht aber noch besser werden könnte, wäre die Spendenbereitschaft ihrer Mitmenschen.
Wenn ihr Mann und sie zur Obdachlosenunterkunft kommen, haben sie immer etwas dabei. „Auf Bestellung besorgen wir zum Beispiel auch eine Ersatzdecke”, sagt Monika Schmidt. Vor allem aber auch Hygieneartikel bringen die Schmidts neben Grundnahrungsmitteln bei ihren Besuchen mit. Auch ihre alltägliche Arbeit wird von der Margarete-Schnellecke-Stiftung mit unterstützt. So gab es zum Beispiel einen Gutschein im Wert von 40 Euro für Schuhe an die Bewohner. Eine Aktion, an die sich der 79-jährige Christmann noch gut erinnert.
„Als Stiftung geben wir gern das Geld. Aber ohne das Vertrauen, das die Schmidts, durch ihre Arbeit vor Ort aufgebaut haben, würde es nicht funktionieren“, sagt Stiftungsvorstandsvorsitzende Carolin Külps. Dieser unermüdliche Einsatz, sich immer wieder für die Menschen in der Unterkunft einzusetzen, sei bewundernswert. Seitdem die Margarete-Schnellecke-Stiftung die Schmidts bei ihrer Arbeit unterstützt, ist sie dabei. Besondere Pakete werden immer zu Ostern und zu Weihnachten gepackt und verteilt. Die Schmidts wüssten immer ganz genau, was die Bewohner brauchen.
„Auch in einer so reichen Stadt wie Wolfsburg, herrscht Armut“, sagt Külps. Viele Menschen wollten aber ihre Augen vor diesem Thema verschließen. „Dabei ist es manchmal nur ein schmaler Grat, der verhindert, dass man selbst in eine solche Situation kommt“, sagt die Stiftungsvorsitzende.
Külps wurde beim Verteilen der Osterpakete von ihrem Lebensgefährten Siegwart Eulenburg unterstützt. Außerdem waren auch Jonas Dreyer und seine schottische Freundin Sara Collins bei der Aktion dabei. Die Freunde waren zu Besuch und machten spontan bei der Aktion mit.