Eine Osteraktion mit langer Tradition

Eine Osteraktion mit langer Tradition

Bedürftige der Siedlung Borsigstraße in Wolfsburg erhielten prall gefüllte Lebensmitteltüten

Aus den Wolfsburger Nachrichten. 19. April 2022. Von Hans Karweik.

Nicht einmal fünf Minuten hat die provisorische Ausgabe geöffnet, da stehen die Leute schon an. Samstagmorgens um 10.05 Uhr am Ende der Einfahrt zu den Häusern an der Borsigstraße. Geduldig warten Frauen und Männer jeglichen Alters darauf, an die Reihe zu kommen. Monika und Wolfgang Schmidt verteilen 55 Tüten mit Lebensmitteln an die Bewohner der Obdachlosensiedlung. Tochter Kerstin fragt sodann, ob sie ein Graubrot oder eine Packung Toastbrot wünschten. Enkel Tilo trägt bei Bedarf die Tüte in die Wohnung.

Viele Bedürftige, vor allem ältere Männer, haben Gehprobleme. Sie nehmen diese Hilfe gern an. So wie die mit Wurst, Vitaminsäften, Kaffee, Butter, Käse, Süßigkeiten und diesmal auch Osterbrot prall gefüllten Tüten. Diesmal, aufgrund der steigenden Lebensmittelpreise sowie der Auswirkungen des Ukraine-Krieges, war es „schwierig, alles im notwendigen Umfang einzukaufen“, erläuterte Monika Schmidt die aktuelle Situation.

Sie kennt die meisten Leute, weiß, dass „der Rudi“ nicht selbst kommen könne, aber eine Kaffeemaschine habe. Und sie erkennt rasch, ob ein Bewohner bereits empfing, was wenig später seine Frau nochmals holen wollte. Jeden Donnerstag steht sie mit ihrem Mann hier und verteilt 30 Lebensmitteltüten. „Wenige“, antwortet sie auf die Frage, ob einige wieder sozial aufstiegen.

Das Ehepaar Schmidt, zu dieser Aktion durch ihre katholische St.-Christophorus-Gemeinde angeregt, übernimmt auch Beratungen, gibt Hinweise, hilft bei Behördengängen oder weiß, welcher Arzt besucht werden könne. So wie an diesem Vormittag, als ein Mann mittleren Alters mit seiner Hündin kommt, die möglicherweise erkrankt ist. „Wir wollen eine medizinische Versorgung aufbauen“, erläutert Carolin Külps.

Die Vorstandsvorsitzende der Margarete-Schnellecke-Stiftung beteiligt sich aktiv an der Ausgabe. Mit 2000 Euro hat die Stiftung die Osteraktion möglich gemacht. Külps’ Vater, Alt-Oberbürgermeister Rolf Schnellecke, initiierte nach einem Besuch der Siedlung die wiederkehrende Spende für Lebensmittelpakete. „Das ist eine fabelhafte Sache“, kommentierte ein Bedürftiger.

Foto: Regios24