Mitmach-Zirkus „Showkolade“: Kinder werden zu Artisten

Mitmach-Zirkus „Showkolade“: Kinder werden zu Artisten

Teilnehmer haben die Möglichkeit, sich selbst als Künstler auszuprobieren

Quelle: Wolfsburger Allgemeine Zeitung, 7. August 2024.

Detmerode. Vorhang auf für die Kinder aus dem Mitmach-Zirkus „Showkolade“: Sechs Kinder treten in die Manege ein. Nacheinander führt jeder der kleinen Artisten einen Radschlag beziehungsweise eine Rolle auf der blauen Sportmitte in der Mitte des Showrooms aus. Für den Applaus klettert eines der Mädchen auf die Schultern des Zirkusdirektors. Die anderen Kinder posieren vor den beiden – und stellen gemeinsam eine Pyramide dar.

Diese Generalprobe ist Teil der Zirkuswoche für Kinder in den Sommerferien, die die Jugendförderung und die Stadt Wolfsburg mit dem Zirkus „Showkolade“ seit rund zehn Jahren anbietet. Etwa 80 Kinder im Alter von acht bis zwölf Jahren nahmen diesmal an dem ganztägigen Angebot teil.

Jeder Teilnehmende durfte eine Zirkusdisziplin erlernen, um diese Eltern, Freunden und Verwandten im Rahmen der Abschlussshow zu präsentieren. „Die Aufregung und die leuchtenden Kinderaugen sind jedes Jahr das größte Highlight“, schwärmt Projektleiterin Heike Ballüder.

Zu einem großen Auftritt gehören selbstverständlich auch aufwendige Schminke und prächtige Kostüme. Das Zurechtmachen soll eine Wertschätzung sein. Die glücklichen Kinder sowie das positive Feedback motiviere die Organisatorin, das Projekt jedes Jahr aufs Neue anzubieten. „Ich finde immer beeindruckend, dass die Mitarbeiter aus jedem Kind einen wertvollen Beitrag für die Show herausbekommen“, sagt Heike Ballüder anerkennend.

Hula Hoop, Trapez oder Feuershow – Wahl der Disziplin

Aufgeführt würden die Disziplinen Trapez, Seiltanz, Hula Hoop, Trampolin, Jonglieren, Akrobatik, Feuershow und die Clownerie. Jedes Kind trainiere zweimal täglich 30 Minuten lang seine jeweilige Zirkusnummer. Dazwischen bleibe ausreichend Zeit für ein buntes Rahmenprogramm, zu denen nicht nur Bastelaktionen wie selbstgemachte Grußkarten oder Klopapier-Tiere zählen, sondern auch sportliche Aktivitäten, wie Fußball-Dart oder eine Schnitzeljagd mit Schatzsuche. „Die Früchte der Arbeit erntet man, wenn die Kinder auftreten dürfen“, hält Ballüder fest.

Eine der Teilnehmerinnen ist die elfjährige Allisa aus Sülfeld. „Ich bin durch meinen Bruder auf die Ferienaktion aufmerksam geworden“, erzählt sie. Das Mädchen tobt sich auf dem Trampolin und mit dem Hula-Hoop-Reifen aus. Die erlernten Choreografien würden die Kinder während der Abschlussshow im Neon-Licht aufführen. „Ich bin schon aufgeregt“, verrät die Elfjährige, die mit ihrer Familie jedes Jahr zu Weihnachten in den Zirkus gehe.

Auch die elfjährige Ellen aus Wolfsburg gehört zu den diesjährigen Zirkus-Kindern und darf ebenfalls Saltos auf dem Trampolin üben. Ursprünglich war sie etwas traurig darüber, dass ihre „Schul-Mädels“ in anderen Disziplinen trainieren. „Ich habe aber schon neue Freundinnen in meiner Gruppe gefunden“, sagt sie. Furchtlos stellt sie sich allen Aufgaben – so sei sie auch schon übers Feuer gesprungen. Angst habe sie nicht gehabt. „Eine Herausforderung war es aber trotzdem. Das macht man ja nicht jeden Tag“, berichtet Ellen.

Der Vater der achtjährigen Wolfsburgerin Pauline arbeitet beim Zirkus. „Es ist toll, dass mein Papa mit dabei ist“, sagt sie über ihre Motivation. Das Mädchen trainiert mit dem Hula Hoop-Reifen. Dieses Hobby teile sie zu Hause mit ihrer Mutter. „Ich freue mich schon darauf, selbst etwas aufführen zu dürfen“, erzählt Pauline mit Blick auf die Abschlussshow.

Es ist das dritte Jahr in Folge, dass die Margarete-Schnellecke-Stiftung den Mitmach-Zirkus finanziell fördert. Statt Geschenken wünschte sich die Wolfsburgerin Derya Schmidt Spenden für die Ferienaktion. Das hat sich gelohnt – 3.300 Euro sind insgesamt zusammengekommen. „So konnten wir 26 Kinder, deren Eltern sich den Teilnehmerbeitrag von 125 Euro nicht leisten konnten, unterstützen“, erzählt Janik Fuge stolz.

Die Projektleiterin ergänzt, dass der Zuschuss auch für die Show-Tickets für einkommensschwache Eltern eingesetzt würde. „Für die Kids ist es wichtig, dass die Eltern dabei sind“, weiß sie aus Erfahrung.

Zirkusdirektor Mario Frank verrät über die Show: „Wir stellen die Schüchternen in den Mittelpunkt, um ihr Selbstbewusstsein zu stärken.“ Doch nicht nur das Selbstvertrauen, sondern auch die Fähigkeit, im Team zu arbeiten werde im Mitmach-Zirkus gestärkt. Gerade Lehrerinnen und Lehrer würden die „liebevolle Strenge“, die Frank und sein Team bei Schulprojekten an den Tag legen würden, besonders schätzen.

Seit knapp 30 Jahren ist der Zirkusdirektor nun schon in Niedersachsen unterwegs. „Ich komme einfach nicht raus aus der Manege. Dafür liebe ich den Applaus viel zu sehr“, sagt Frank lachend, dessen Familie bereits in der achten Generation mit dem Zirkus verbandelt ist.