Aus der Wolfsburger Allgemeinen Zeitung. 2. April 2022. Von Sylvia Telge:
Die Hilfe aus Wolfsburg für die Ukraine reißt nicht ab. Die katholische St. Christophorus-Gemeinde hat schon drei Transporte mit Hilfsgütern in das Kriegsgebiet gefahren. Jetzt besorgte sie noch zwei Fahrzeuge für die Ukrainer.
Bischof Pavlo Gonscharuk aus dem stark umkämpften Charkiw-Saporischschja bat um ein Auto, um verletzte Menschen zu transportieren und Hilfsgüter zu verteilen. Die Wolfsburger schicken am Montag nicht nur eins auf die Reise, sondern gleich zwei.
Eins ist ein gebrauchter Crafter, den Schnellecke Logistics am Freitag übergab. Das andere Fahrzeug ist ein Bulli, den die Gemeinde durch einen Spendenaufruf finanziert. „Das Geld dafür haben wir fast zusammen“, sagt Monika Schmidt. Sie und ihr Mann Wolfgang haben die Aktion angeschoben.
Rolf Schnellecke von Schnellecke Logistics ist es wichtig, schnell zu handeln. „Das Leid in der Ukraine ist unsagbar groß. Wir müssen dort helfen, wo die Not am größten ist“, unterstrich der ehemalige Oberbürgermeister. Deshalb spendiert sein Unternehmen ein Fahrzeug und die Margarete-Schnellecke-Stiftung, die nach der verstorbenen Firmengründerin benannt ist, hilft ebenfalls.
Zu Ehren der Firmengründerin lud die Stiftung Anfang März zu einem festlichen Abend mit Lesung des Erfolgsautors Peter Prange ins Schloss ein. Sie bat Besucher um Spenden für die Ukraine. Mit sensationellem Erfolg: 18.000 Euro kamen zusammen. „Die Stiftung verdoppelte den Betrag noch“, so Sven Muthig von der Schnellecke-Stiftung.
Mit einer ersten Rate über 20.000 Euro wurden Hilfsgüter gekauft. Medikamente, Hygieneartikel und mehr. Das alles geht am Montag mit Crafter und Bulli, der ebenfalls voll beladen ist, auf die Reise. Die Fahrzeuge steuern Diakon Peter Wypich und Pastor Robert Solis von St. Christophorus. Sie fahren bis zur polnisch-ukrainischen Grenze. Weiter dürfen sie nicht. In Lublin bekommen Crafter und Bulli polnische Kennzeichen - mit deutschen Nummernschildern ist die Einreise in die Ukraine nicht erlaubt.
In der Ukraine verteilen dann Vertraute des Bischofs die Spenden. „Sie kommen dort an, wo sie gebraucht werden“, versichert Dechant Thomas Hoffmann. Ein Pastor von St. Christophorus sorgt dafür: der Ukrainer Oleksandr Lavrentiev, der seit vielen Jahren in Wolfsburg lebt. Er hält die Gemeinde außerdem über den Krieg in seiner Heimat auf dem Laufenden. „Die Menschen sind sehr erfinderisch und sind trotz des Krieges sehr optimistisch“, erzählt Hoffmann. Zum Beispiel kaufte Lavrentiev drei Schweine, ließ sie schlachten, um Konserven daraus zu machen.
Genauso kreativ ist das Ehepaar Schmidt. Der Bischof aus Charkiw-Saporischschja bat noch um Aggregate. Für Menschen, die in U-Bahn-Schächten Schutz vor russischen Bomben suchen und keinen Strom haben. „Mit den Aggregaten können sie ihre Handys aufladen, um Kontakt mit ihren Angehörigen zu halten“, erklärt Monika Schmidt.
Elektro Selent besorgte schnell zwei Aggregate. Die gehen jetzt mit den anderen Hilfslieferungen am Montag auf die Reise. St. Christophorus plant übrigens schon den nächsten Transport für die Ukraine.
Foto: Roland Hermstein