Feierlicher Abend mit Lesung und Musik zu Ehren Margarete Schnelleckes

Feierlicher Abend mit Lesung und Musik zu Ehren Margarete Schnelleckes

Auf Einladung der Stiftung lass Peter Prange im Gewölbekeller des Schlosses Wolfsburg

Aus der Wolfsburger Allgemeinen Zeitung (14.03.2022): Von Robert Stockamp:

Zu einem festlichen Abend hatte die Margarete Schnellecke-Stiftung am Samstagabend in den Gewölbekeller des Schlosses Wolfsburg eingeladen, um der Gründerin und Namensgeberin der Stiftung zu gedenken. Eingeladen war der Schriftsteller Peter Prange, der aus seinem Buch „Eine Familie in Deutschland“ las und viele Erläuterungen dazu gab.

Im Jahr 1938 heiratete Margarete Schnellecke ihren Mann und zog im selben Jahr mit ihm in die Stadt des KdF-Wagens, wo er das Unternehmen „Spedition Albert Schnellecke“ führte, das die ausgebildete Wohlfahrtspflegerin 1949 nach dem frühen Tod ihres Mannes übernehmen musste.

In der Stadt des KdF-Wagens startet auch Pranges Familiensaga, allerdings ein paar Jahre früher. Er beginnt mit seiner Erzählung 1933 und zeigt anhand der fiktiven Fallersleber Familie Ising auf, wie verschiedene Charaktere auf unterschiedlichen Wegen zum Nationalsozialismus verführt wurden und später auch darunter leiden mussten.

Man frage sich noch heute, wie es zu dieser Aggression und dem Zweiten Weltkrieg habe kommen können, sagte der Vorsitzende des Kuratoriums Rolf Schnellecke in seiner Begrüßung. Und gerade jetzt, wo plötzlich wieder Krieg in Europa herrscht, stelle man sich diese Frage erneut. „Als Abiturient habe ich eine Wette abgeschlossen“, erzählte er. Es werde in Europa nie wieder Krieg geben nach dieser Schreckenszeit. „Es zerreißt uns das Herz, dass es jetzt doch wieder passiert.“

Prange wählt für seine Interpretation der Eskalation zum Zweiten Weltkrieg einen besonderen Ansatz. Die Menschen seien verführt worden durch Naivität und Aussicht auf Macht und Geld. Er sei sich sicher, auch er wäre in den ersten Jahren dem Nationalsozialismus verfallen. Das Gift der Verführung habe in diesen prekären Zeiten besonders gut gewirkt.

Der Autor zeigte sich überzeugt, dass auch eine Leni Riefenstahl zunächst verführt worden sei und die Nazis instrumentalisieren wollte, um ihre Kunst entfalten zu können. Mit dem Erleben einer Erschießung von Juden im Blitzkrieg hätte sie aber die Realität erkennen müssen. „Ab diesem Erlebnis nehme ich Leni Riefenstahl nicht mehr ab, sie habe nicht gewusst, auf wen sie sich da eingelassen hat“, erklärte Prange.

Neben Riefenstahl taucht im Roman auch der jüdische Ingenieur Josef Ganz auf, der nach heutigem Wissensstand im Grunde den Ur-Käfer schon 1931 entwickelt hatte und später von den Nazis bis nach Australien vertrieben wurde. Prange, bekannt für historische Romane, verwebt geschickt Geschichte mit Fiktion und wirft so einen lebendigen Blick auf vergangene Zeiten.

Musikalisch begleitet wurde der Abend durch Jürgen Ehlers, Kirchenmusiker an der St. Christophoruskirche. Er spielte am Klavier wunderbare Stücke von Frédéric Chopin. Der hervorragende Vortrag beinhaltete sowohl das teils rasante und sehr dynamische Fantasie-Impromptu wie auch das eher zarte Nocturnes. Die Gäste waren begeistert und spendeten lang anhaltenden Applaus.

Foto: Gastgeber, Mitwirkende und Gäste bei der Lesung im Gewölbekeller des Schlosses (v. links): Rolf Schnellecke, Ilona Schnellecke, Peter Prange, Serpil Prange, Janina Weilmann und Dennis Weilmann. Fotograf: Marcel Schoon (privat)